Lehren & Lernen 4/2017 Probleme und Perspektiven der Berufsbildung im dualen System
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Produktinformationen "Lehren & Lernen 4/2017 Probleme und Perspektiven der Berufsbildung im dualen System"
- Die Berufsschule in Baden-Württemberg
- Handwerk hat goldenen Boden!
- Die duale Berufsausbildung vor neuen Herausforderungen
- Wer die duale Ausbildung stärken will, der wird sich bewegen müssen
- Die duale Ausbildung aus der Sicht eines Ausbildungsleiters
- Didaktisch-methodische Präferenzen – Erwartungen und Probleme bei der Einlösung
- Eingangsvoraussetzungen von Auszubildenden und ihre Bedeutung für Kompetenzentwicklung
- Berufsbildung und Gymnasium in der Schweiz
| Produkttyp: | Zeitschrift |
|---|
Seitenzahl: 40 Seiten
Erscheinungstermin: 13.04.2017
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Ein nüchterner Blick auf die Bildungs- und Ausbildungslandschaft in Baden-Württemberg lässt uns derzeit kaum jubeln. Nichtakademische Bildungsabschlüsse wurden gesellschaftlich und politisch in den letzten Jahren zunehmend abgewertet. Gleichzeitig entsprechen viele neue Studienabschlüsse inhaltlich aber einem Niveau, das noch vor wenigen Jahren Ziel einer guten Berufsausbildung war. Diese Akademisierung ist dabei nicht nur das Ergebnis einer von Bildungsbürgern gesteuerten Bildungspolitik, sie folgt ungewollt auch einer Sichtweise anderer kultureller Hintergründe, in denen es keine duale Ausbildung gibt und wo allein die schulisch-akademische Ausbildung zählt. Der drohende Facharbeitermangel und die gleichbleibend hohe Zahl von Studienabbrechern sollten deshalb genug Anlass sein, den eingeschlagenen Weg kritisch zu hinterfragen.
Die Berufsausbildung in Deutschland unterliegt seit Jahren einem strukturellen Wandel. Während noch in den 1970er Jahren der Übergang von allgemeinbildender Schule in die Berufsausbildung sowohl für Ausbildungsbetriebe als auch für Ausbildungswillige weitgehend reibungslos verlief, verzeichnet man in den letzten Jahren in Deutschland eine hohe und weiterhin zunehmende Zahl von Jugendlichen, die in sogenannten Übergangssystemen aufgefangen werden, also keinen direkten Zugang zum Arbeitsmarkt finden. Gleichzeitig suchen hochschulberechtigte Schulabsolventen, häufig auch nach Studienabbrüchen, Zugang zum Ausbildungsmarkt, ohne dass geeignete Verzahnungsmodelle zwischen beruflicher und akademischer Bildung geschaffen sind. Der Beitrag beleuchtet die Fakten und Herausforderungen dieses Wandels.
Im Beitrag geht es um Effekte unterrichtsmethodischer Entscheidungen auf die Kompetenzentwicklung in der beruflichen Bildung. Die Forschung zu diesem Thema ist teilweise unübersichtlich und kontrovers, u. a. weil Randbedingungen von Studien unterschiedlich sind und nicht mitreflektiert werden. Unter Berücksichtigung zentraler Randbedingungen scheinen die Effekte unterrichtsmethodischer Entscheidungen nicht so bedeutsam, wie gemeinhin unterstellt wird. Entscheidender dürfte die Qualität sein, mit der eine Unterrichtsmethode umgesetzt wird.
Im europäischen Ländervergleich fällt auf, dass Schul- und Berufsausbildung in der Schweiz zwar ähnlich wie in Deutschland strukturiert sind, aber der Anteil junger Menschen, die zunächst eine Berufsausbildung und kein Studium anstreben, deutlich höher ist. Zwei Drittel eines Jahrgangs machen einen berufsbildenden Abschluss. Dies spiegelt sich, anders als in vergleichbaren Ländern, auch in der gesellschaftlichen Akzeptanz der Berufsausbildung wider. Im Folgenden werden Gemeinsamkeiten und Unterschiedlichkeiten beider Länder vorgestellt.
Welche Bedeutung haben die Eingangsvoraussetzungen von Auszubildenden für den Ausbildungserfolg, und können auch leistungsschwächere Jugendliche erfolgreich sein? Viele Studien zeigen, dass insbesondere das Vorwissen und die Basiskompetenzen für die Kompetenzentwicklung entscheidend sind. Eingangsvoraussetzungen entscheiden aber nicht alles. Interventionsstudien zeigen, dass leistungsschwächere Auszubildende durchaus förderbar sind und dass sie besonders von adaptivem und gut strukturiertem Unterricht profitieren.
Innerhalb von 10 Jahren hat sich die Situation auf dem „Ausbildungsmarkt“ geändert. Die Wirtschaft beklagt unbesetzte Ausbildungsplätze und Fachkräftemangel und fordert eine Stärkung der dualen Ausbildung. Das kann – wie die GEW hinzufügt – nur gelingen, wenn durch einen zweiten Berufsschultag eine intensive, vor allem sprachliche Förderung sowohl von Migranten/-innen als auch der bildungsschwachen sowie aller Schüler/-innen erfolgt, die eine Weiterqualifizierung anstreben.
Die Bedeutung der Rolle der dualen Berufsausbildung ist seit vielen Jahren geringer geworden. Dagegen hat sich der Trend zum Hochschulstudium verstärkt. Das hat zur Folge, dass viele Stellen falsch oder mit überqualifi zierten jungen Menschen besetzt werden, die im dualen Ausbildungssystem ebenso gut, oder vielleicht besser, zumindest in kürzerer Zeit ausgebildet worden wären und wodurch das immer größere Problem des Studienabbrechens vermieden werden könnte. Diese (Fehl-)Entwicklung sollte bereits in den allgemeinbildenden Schularten der Sekundarstufe I, sofern sie entsprechende Abschlüsse anbieten, stärker fokussiert werden. Deren Aufgabe ist es auch, Leistungsschwächen zu beheben und diese Aufgabe nicht einfach an die Unternehmen und Berufsschulen zu delegieren.